Foto: Veronika Lengfelder
Equal-pay-day- Aktion der Frauenliste in Wallersdorf 10.03.2021
Weltfrauentag am 08.März und in der gleichen Woche der Equal Pay Day? Was sich zuerst nicht spektakulär anhört, ist es aber doch.
Der Weltfrauentag, der 1911 auf Initiative sozialistische Frauen im Kampf um das Frauenwahlrecht ins Leben gerufen wurde, ist seit 1914 weltweit auf den 8. März festgelegt. In 25 Ländern ist er ein Feiertag, in Deutschland bisher nur in Berlin.
Der Equal Pay Day (EPD), bei dem es um die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern geht, ist hingegen ein beweglicher Tag. Jedes Jahr wird neu berechnet, ab welchem Tag Frauen in gleichen Berufen das Gleiche verdienen wie Männer. Vom 1. Januar, bis zum EPD arbeiten Frauen quasi kostenlos.
Geschichtliches zum EPD
Seit der Einführung 2009 hat es nur kleine Veränderungen gegeben. 2009 war der EPD am 20. März, 2010 am 26. März, also ein heftiger Rückschritt. Von da an ging es langsam aufwärts, mit gelegentlichem Stillstand 2013 und 2014. Besonders unerfreulich waren die Jahre 2017 bis 2019. Da war der EPD drei Mal hintereinander der 18. März. Die Entwicklung von 2020 zu 2021 macht aber Hoffnung auf schnellere Gleichbezahlung, denn während der EPD 2020 am 17. März war, so war er 2021 bereits am 10. März. Also ein nie dagewesener Sprung von sieben Tagen.
Aktueller Stand
Aktuell verdienen Frauen 18 % weniger als Männer bei gleicher Ausbildung und in gleicher Stellung. Es mag daran liegen, dass Frauen bei Gehaltserhöhungen schlechter verhandeln beziehungsweise sich mit weniger Lohn zufriedengeben. Allerdings muss auch die Politik endlich handeln. Auf Freiwilligkeit der Arbeitgeber zu setzten führt nicht zum Ziel. Der wertschätzende Umgang mit Frauen und deren Leistungen für die gesamte Gesellschaft, muss sich endlich bezahlt machen.
Deshalb setzt sich die Frauenliste Wallersdorf auch nicht nur für Frauen in Vorständen von DAX- Unternehmen ein, sondern besonders auch für die vielen Frauen, die in den typischen Frauenberufen noch immer schlechter bezahlt werden. Hierzu zählen die sogenannten Care-Berufe, wie Kranken- und Altenpflege oder Kindergärten und -Tagestätten. Deren Nutzen und Bezahlung stehen in einem groben Missverhältnis und das sollte schon längst politisch gelöst werden.
Forderung nach Grundgehalt
Noch immer sind es hauptsächlich Frauen, die die häusliche Pflege übernehmen und dafür schlechter bezahlte Teilzeitjobs annehmen und wegen der Kindererziehung zu Hause bleiben und dann bei der Karriere zu kurz kommen. Hier ist ein Grundgehalt mehr als überfällig. Da das Einkommen natürlich auch Auswirkungen auf die Rente hat, sind Frauen viel öfter von Altersarmut betroffen und bleiben am Ende auch hier auf der Strecke.
Selbst der Bundestag spiegelt durch den Anteil von weiblichen und männlichen Abgeordneten ein trauriges Bild der Ungleichheit wider. Können die Frauen darauf vertrauen, dass emanzipierte Männer sich für Gleichbezahlung von Männern und Frauen einsetzen? Nach einem kontinuierlichen Anstieg von 6,8 % (1949) auf 37,3 % (2016), fiel der Anteil bei der Wahl 2017 auf dramatische 30,7 %. Politik in Berlin scheint kein frauenfreundlicher Bereich zu sein, da lange Sitzungen und kurzfristige Termine, für Frauen mit Kindern, ein großes Problem darstellen. Bei einem Mann wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass sich die Frau zuhause um die Kinder kümmert.
Die wahre Gleichberechtigung ist hier wohl erst erreicht, wenn auch Männer beim Vorstellungsgespräch gefragt werden, wie sie denn zuhause die Kinderbetreuung geregelt haben. Es gibt also noch viel zu tun.
Überblick über die Aktionen der FL zum EPD
Seit vielen Jahren macht die Frauenliste Wallersdorf anlässlich des EPD auf dem Marktplatz mit den traditionellen roten Taschen auf die Situation aufmerksam. Auch Filme und Vorträge zum Thema wurden schon organisiert. Aufgrund der aktuellen Situation haben sich die Frauen diesmal zu einer plakativen Aktion mit Abstand entschlossen.
In weitem Abstand standen Corona bedingt einige Frauen und eine Jugendliche und zeigten Flagge. Bei ungemütlichem Wind flatterten die roten Taschen an einem langen Band über den Radweg. und symbolisierten so, dass Frauen trotz aller Fortschritte bei der Bezahlung noch immer auf der Strecke bleiben.