Gleichen Lohn für gleiche Arbeit fordern Frauenliste und Frauenbund.
Was kann man tun, um einen Schritt weiter zu kommen in Richtung „equal pay“? Die erfolgreiche Aktion am Donnerstag, mit der man gemeinsam mit dem KDFB auf den „equal pay day“ aufmerksam machte/fand ihren Höhepunkt am Freitag.
Kreis- und Gemeinderätin Ingrid Ast brachte im Namen der Frauenliste in der Begrüßung ihre Freude zum Ausdruck, dass sich auch in Wallersdorf Bürger für das Thema erwärmen. So waren unter den Anwesenden mit Sylvia Steinhof er und einigen Vorstandmitgliedern auch der KDFB anwesend, die Seniorenbeauftragte Anneliese Weinberger, die Vorsitzende des Wallersdorfer Netzwerkes Susanne Unger nebst Vorstandmitgliedern Kathi Kühn und Petra Wagner sowie Kreis- und Gemeinderätin Lisa Wax.
Die Referentin Martina Weinberger, gebürtige Wallersdorf erin, die seit 20 Jahren in großen Wirtschaftsunternehmen arbeitet, stellte sich kurz vor. Seit 14 Jahren ist sie als selbstständige Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Führungskräfteentwicklung tätig. Seit einigen Jahren begleitet sie ihre Kunden bei ihren Bemühungen, mehr Frauen in die Führungsebene zu befördern. Im Rahmen dieser Arbeit lernte sie 2012 Sylvia Scheingruber, auch eine Wallers dorf erin, die nach ihrem Studium in Deggendorf, Mailand und den Niederlanden nun als Unternehmensberaterin arbeitet, kennen. Sylvia Scheingruber ergänzte den Vortrag mit vielen spannenden Beispielen von ihrer Erfahrung, wie man sich als Frau anders „aufstellen“ kann, um erfolgreich zu sein. Worum geht es also am „equal pay day“, der dieses Jahr auf den 21. März fiel. Der „equal pay day“ steht für den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen länger arbeiten müssen als Männer, um auf den gleichen Lohn zu kommen. Das heißt also für das Jahr 2012 musste die durchschnittliche deutsche Frau bis 21. März 2013 arbeiten, um auf das gleiche Gehalt zu kommen.
Woher kommen diese Unterschiede, die sogar gegen den Gleichbe handlungsgrundsatz im Grundgesetz verstoßen? Die Antworten sind schnell gefunden. Frauen fehlen in bestimmten Branchen, Berufen und auf höheren Karrierestufen. Die sogenannten typischen Frauenberufe finden sich alle auf der unteren Lohnebene wieder. Flauen übernehmen in der Regel immer noch die komplette Familienarbeit mit den entsprechenden Auswirkungen auf das berufliche Fortkommen und die Lohnentwicklung. Frauenarbeit wird gesellschaftlich immer noch vor allem als Hinzuverdienst betrachtet. Es liegt also an den gerade in Deutschland immer noch herrschenden Geschlechterrollen. Die Frage stellt sich also, was kann man tun, um nach und nach diese Einstellungen zu verändern? Bildung ist essenziell: Die Mädchen werden heute bereits mehr auf höhere Schulen geschickt als noch vor 20 Jahren, das ist eindeutig ein Erfolg. Die Vortragende rief die Eltern dazu auf, ihre Töchter nicht in dieser Annahme zu bestärken, mathematische und sprachliche Talente seien geschlechterspezifisch. Sie mögen ihre eigenen Erfahrungen und Ängste nicht auf die Kinder übertragen. Das Gleiche gilt für die Naturwissenschaften. Auch Programmieren ist letztendlich nur die logische Anwendung einer Sprache und kein technisches Hexenwerk. Die Berufswahl spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Die Frage bei jeder Berufsempfehlung muss also sein, würde man diesen Rat auch seinem Sohn geben? Wäre man froh und stolz, wenn der Sohn diesen Beruf ergreifen würde? Wenn die Antwort nein lautet – ist es höchstwahrscheinlich kein guter Rat für die Tochter.
In Deutschland wird in den sogenannten MINT-Berufen das Geld verdient. Das Selbstvertrauen der Mädchen muss gestärkt werden. Frauen haben oft die Tendenz, sich eine Aufgabe zuzutrauen und sich erst dafür zu bewerben, wenn sie bereits alle notwendigen Fähigkeiten dafür haben. Während Männer wissen, dass man in eine Aufgabe oft auch erst hineinwachsen kann, wenn man sie einfach übernimmt. Mit einem kleinen Schwenker in Richtung Politik machte Weinberger das deutlich. „Lasst’euch selbst auch in die Gremien der Gemeinde, des Kreises und so weiter wählen, das kann man alles lernen, wenn man es erst einmal macht. Mitgestalten, damit sich die Rahmenbedingungen ändern“, forderte die Referentin. Frauen sollten Frauen wählen, sie können das auch. „Bundeskanzler muss man erst mal werden, um den Job zu können und Angela Merket macht das doch sehr gut, leicht so gut wie ihre männlichen Pendants in den umliegenden Ländern. Berlusconi, Cameron, Hollande und wie sie alle heißen, könnten von ihr lernen.“
Der letzte Hinweis zur Verbesserung der Situation bezog sich auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Väter sollen sich stärker in die Familienarbeit einbinden und ihren Anteil tragen können. In einer Gesellschaft mit 50 Prozent Scheidungsrate, zunehmender Anzahl von Alleinerziehenden und Patchworkfamilien mit Altersarmut, die gerade Frauen betrifft, scheint der Reflex, die traditionellen Rollenbilder weiterzuleben, nicht wirklich sehr sinnvoll.
Abgeschlossen wurde der Vortrag mit praktischen Tipps aus dem Bereich „Powerposing“. Von neuesten Forschungsergebnissen der Universität Harvard zum Thema Körperhaltungen, die laut Forschung nachweislich helfen, sich besser durchzusetzen, wusste die Referentin zu berichten und führte auch einige Beispiele vor. Mit einer lebhaften Diskussion schloss der Vortrag.